Critical Incidents: Unterschied zwischen den Versionen

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== Quellenangaben ==
 
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* Bolten, J. (2015). ''Einführung in die interkulturelle Wirtschaftskommunikation''. 2. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
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* Lüsebrink, H.J. (2016). ''Interkulturelle Kommunikation. Interaktion, Fremdwahrnehmung, Kulturtransfer''. 4. Aufl. Stuttgart: J.B. Metzler.
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* Weidemann, A., Straub, J. & S. Nothnagel (2010). ''Wie lehrt man interkulturelle Kompetenz? Theorien, Methoden und Praxis in der Hochschulausbildung''. Bielefeld: transcript Verlag.

Version vom 24. September 2017, 07:24 Uhr

Unter einem Critical Incident (CI) wird eine zwischen Angehörigen unterschiedlicher (National-) Kulturen auftretende ‚kritische Interaktionssituation‘ verstanden. Diese dokumentiert in Form von Anekdoten oder Fallstudien spezifische Missverständnis-Situationen, in denen TeilhaberInnen jener Kulturen in Kontakt treten. Critical Incident-Analysen finden in interkulturellen Trainings Anwendung, wo sie als Analyse- und Lernmaterial für interkulturelle Probleme beliebt sind.


Konzept

Ausgangsthese bei der Untersuchung solcher kritischen Interaktionssituationen ist, dass die Handlungsweisen verschiedener Kulturen in spezifischen Situationen differieren und dass es zu CIs kommt, wenn Angehörige dieser Kulturen in Kontakt treten. Es entstehen Missverständnisse, Verwirrung und häufig unbeabsichtigte Konflikte. Diese Herangehensweise basiert auf der Annahme, dass in interkulturellen Begegnungssituationen die beteiligten Personen unterschiedliche kulturspezifische Orientierungsmerkmale aktivieren, auf die sie dann in ihrer Reaktion zurückgreifen. Diese der Orientierung dienenden Merkmale werden vom Organisationspsychologen Alexander Thomas als ‚Kulturstandards‘ bezeichnet, welche die zentralen Kennzeichen einer (National-) Kultur abbilden und von dieser als normal und verbindlich angesehen werden. Folglich lassen die CIs aus der Außenperspektive einer Kultur Rückschlüsse darauf zu, was aus der Innenperspektive als normal empfunden, als solches jedoch nicht reflektiert werden kann.

Entstehung und Verbreitung des Begriffs

Gewinnung von CIs

Für die Erhebung baut man auf Erfahrung und Erlebtes von Individuen. Ausgangspunkt der Untersuchungen bilden hier problemzentrierte Interviews, mit deren Hilfe kritische Interaktionssituationen aus interkulturellen Kontexten identifiziert werden. So werden Personen befragt, die ihren CI beispielsweise im Ausland erlebt haben. Häufig findet eine Erhebung kritischer Interaktionssituationen im Kontext von Fach- und Führungskräften statt. Das gesamte Verfahren der CI-Gewinnung kann in folgenden vier Phasen verlaufen:

  1. Befragt werden Erlebende nach kritischen Interaktionssituationen per Interview oder in Gruppendiskussionen. Die Erzählungen werden verschriftlicht.
  2. Muttersprachliche ExpertInnen aus beiden Kulturen beurteilen die CIs, das Material wird eingehend analysiert und die gesammelten Incidents werden auf Wahrscheinlichkeit sowie Beispielhaftigkeit gesichtet.
  3. Zu jedem CI geben die ExpertInnen eine eigene Erklärung. Man kontextualisiert die Analysen im allgemeinen kulturellen Zusammenhang und verbindet sie mit kulturhistorischen Erkenntnissen. Anschließend werden die CIs mit den Analysen versehen.
  4. Aus den Reaktionen werden Leitfragen entwickelt, welche die ExpertInnen wiederum beurteilen. Zuletzt findet eine Kategorisierung und Systematisierung der CIs statt.

Kriterien

Kritische Interaktionssituationen zeichnen sich durch folgende Kriterien aus:

  • sie sind alltäglich, wiederkehrend, authentisch und damit typisch für Interaktionen von Personen aus den beiden beteiligten Kulturen
  • sie sind für die Interaktionspartner relevant
  • sie verlaufen nicht erwartungsgemäß (negativ/positiv), sondern werden als überraschend, unverständlich oder konflikthaft erlebt
  • sie können mit ausreichendem kulturellen Hintergrundwissen plausibel gedeutet werden

Verwendung in der interkulturellen Trainingspraxis

Für interkulturelle Trainings im engeren Sinn der Methodenlandkarte werden Critical Incidents den Übungstypen zugeordnet, die in methodisch distributiven Kontexten Anwendung finden und Interkulturalität thematisieren. Das Lernziel besteht darin, Besonderheiten und Herausforderungen interkulturellen Handelns zu verstehen sowie Unsicherheits- und Missverständnisbedingungen reflektieren zu können.

Zu den bekanntesten und heute immer noch am meisten verwendeten Trainingstypen zur Thematisierung von Interkulturalität zählt der Culture Assimilator, dessen in den 70er Jahren in den USA entwickelte Methode im deutschsprachigen Raum vor allem durch Alexander Thomas verbreitet wurde. Im Mittelpunkt dieser Übung steht die Darstellung einer kritischen Interaktionssituation, die zwischen Angehörigen unterschiedlicher (National-) Kulturen aufgetreten ist. Die Analyse erfolgt nach einem Multiple-Choice-Verfahren, in dem den Trainees verschiedene Lösungsmöglichkeiten angeboten werden, bevor der CI auf einen konkreten Kulturstandard als Erklärung für das Missverständnis zurückgeführt wird.

Chancen und kritische Betrachtung

Educast zu CIs/ Culture Assimilator

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Weiterführende Literatur

Quellenangaben

  • Bolten, J. (2015). Einführung in die interkulturelle Wirtschaftskommunikation. 2. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
  • Lüsebrink, H.J. (2016). Interkulturelle Kommunikation. Interaktion, Fremdwahrnehmung, Kulturtransfer. 4. Aufl. Stuttgart: J.B. Metzler.
  • Weidemann, A., Straub, J. & S. Nothnagel (2010). Wie lehrt man interkulturelle Kompetenz? Theorien, Methoden und Praxis in der Hochschulausbildung. Bielefeld: transcript Verlag.