Interkulturelle Fallstudien: Unterschied zwischen den Versionen

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<big>Bei der Methode der interkulturellen Fallstudien werden Trainees mit einem realen Fall aus der Praxis konfrontiert, um daran beispielhaft kulturelle Differenzen, die in realen Interaktionssituationen aufgetreten sind, zu beschreiben und zu reflektieren . Sie können im Rahmen von interkulturellen Trainings oder ähnlichen Kontexten eingesetzt werden.  
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[[File:Methodenlandkarte - ik Fallstudie2.jpg|thumb|Einordnung der interkulturellen Fallstudie in die [[Methodenlandkarte]] für Maßnahmen zur interkulturellen Personalentwicklung]]
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Interkulturelle Fallstudien dienen zu einer interaktiven Auseinandersetzung der TeilnehmerInnen mit einem realen Fall aus der Praxis, der die Beschreibung und Erläuterung kultureller Unterschiede ermöglicht<ref>Vgl. Eubel-Kasper, K. (2009).</ref>. Sie können im Rahmen von interkulturellen Trainings eingesetzt werden, um die Reflexion über kulturelle Differenzen zu initiieren.  
  
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== Konzept ==
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„Das Wesen der Fallstudie beruht darauf, dass die Lernenden sich mit einem aus der Praxis gewonnenen Fall auseinandersetzen und in Gruppendiskussionen die Fähigkeit erwerben sollen, für diese Fallsituation nach alternativen Lösungsmöglichkeiten zu suchen, sich für eine Alternative zu entscheiden, diese Wahl zu begründen und mit getroffenen Entscheidung und deren Bedingungen in der Realität zu vergleichen“<ref>Kaiser, F.J./Brettscheider V. (1999): 144</ref>.
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Größere Gruppen werden in der Regel in kleinere und aktive Arbeitsgruppen (von 4 bis 6 Personen) aufgeteilt. In jeder Arbeitsgruppe werden das Fallmaterial analysiert und Lösungsvorschläge, die später im Plenum reflektiert werden sollen, erarbeitet.
  
== Beschreibung und Einsatz in interkulturellen Trainings ==
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Bei der Auswahl bzw. der Konstruktion einer Fallstudie, sollte der/die TrainerIn auf die Authentizität und Aktualität des Falles achten<ref>Xue, D. (2003).</ref>, d.h. der geschilderte Fall sollte realitätsnah und aktuell sein. Dabei nutzt die Formulierung der Situation im Präsens, da die Erzählung in Vergangenheitsform geringere kritische Aufmerksamkeit auf die gegliederten Ereignisse zieht<ref>Xue, D. (2003).</ref>. Der Fall wird entweder von dem/der TrainerIn vorgelesen oder die TeilnehmerInnen bekommen die Studie in schriftlicher Form zur eigenen Lektüre. Eine effektivere Vorstellung des Falles kann jedoch mithilfe von Videos oder Folien erfolgen.  
Fallstudien sind „eine – meist schriftliche – Darstellung einer realistischen Situation, die genügend Einzelheiten beinhaltet, um die Teilnehmer eines Trainingsprogramms in die Lage zu versetzen, die hier enthaltenen Probleme zu analysieren und mögliche Lösungen zu erarbeiten“ . Ein möglicher Ablauf für den Einsatz einer interkulturellen Fallstudie ist der folgende: Im ersten Schritt wird ein Fall präsentiert, was auf sehr unterschiedliche Weisen geschehen kann. Der Trainer kann einen schriftlichen Fall vorlesen oder den Teilnehmern direkt zur eigenen Lektüre austeilen, er kann aber auch verschiedene Medien nutzen und z.B. Folien oder ein Video zeigen, was den Fall authentischer erscheinen lässt . Anschließend können Fragen der Trainees geklärt werden, bevor die Fallstudie in der nächsten Phase in Gruppen bearbeitet wird. Hier werden Hypothesen hinsichtlich der Absichten und Wahrnehmungen der Personen sowie der Rahmenbedingungen in der Fallstudie aufgestellt . In der Fallstudie selbst werden oft bewusst bestimmte Informationen vorenthalten, um eine gewisse Offenheit herzustellen . Anschließend stellen die Gruppen den restlichen Teilnehmern ihre Analysen vor. Entscheidend ist das abschließende Debriefing : Im Plenum werden die unterschiedlichen Lösungsvorschläge gemeinsam verglichen und reflektiert, sodass noch einmal deutlich wird, dass es nicht eine einzige richtige Lösung gibt und unterschiedliche Perspektiven wertgeschätzt werden . Der Trainer hat während des Verlaufs der Fallstudienbearbeitung eine Reihe von Aufgaben: Er muss den Fall vorstellen und die Gruppen zu Beginn anleiten, Fragen beantworten, Stereotypisierung vermeiden etc. .
 
  
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Die Erarbeitung einer Fallstudie im Rahmen eines Trainings erfolgt anhand sechs Phasen: Konfrontation, Information, Exploration, Resolution, Disputation und Kollation.<ref>Kaiser, F.J./Brettscheider V. (1999): 149.</ref> Zuerst wird der Fall vorgestellt und die Trainees haben die Möglichkeit, um das Problem näher zu fokussieren, Verständnisfragen zu klären. In der zweiten Phase fassen die TeilnehmerInnen die relevanten Botschaften zusammen und erschließen selbständig weitere Informationen: in dieser Phase wird das eigene Vorwissen, als Basis für die Entscheidungsfindung, aufgerufen. Die Phase der Exploration ist durch eine Diskussion alternativer Lösungsmöglichkeiten innerhalb der Gruppe gekennzeichnet. Anschließend stellen die Gruppen den restlichen TeilnehmerInnen ihre Analysen vor: in der Abschlussbesprechung werden die Lösungsvorschläge gemeinsam verglichen und reflektiert und die TeilnehmerInnen müssen in der Lage sein, ihre Entscheidung durch eine Argumentation zu verteidigen. Zum Schluss können die erarbeiteten Lösungsvorschläge mit der in der Wirklichkeit getroffenen Entscheidung verglichen werden. Zu beachten gilt es jedoch, dass es bei Fallstudien keine vorgegebene oder „richtige“ Lösung gibt. Stattdessen steht der Argumentationsprozess im Vordergrund, der innerhalb jeder Gruppe stattfindet und eine kritische Auseinandersetzung mit einem realen Fall ermöglicht.<ref>Vgl. Bannenberg, A.K. (2010): 240</ref> Um mehrere Optionen zuzulassen, sind häufig die zu Verfügung gestellten Informationen mit Absicht unvollständig.<ref>Vgl. Bannenberg, A.K. (2010): 240</ref>
  
== Lernziel und Zielgruppe ==
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== Lernziel ==
Wie bereits beschrieben dient der Einsatz von interkulturellen Fallstudien allgemein der Sensibilisierung für kulturelle Differenzen und der Reflektion der Implikationen der eigenen Gefühle, Verhaltensweisen, kulturellen Merkmale etc. . Durch die Fallstudie wird eine einigermaßen authentische Situation bearbeitet; durch die Arbeit mit ihr soll schlussendlich interkulturelle Handlungskompetenz vermittelt werden . Diese Methode spricht primär die kognitive Ebene an und zielt u.a. darauf ab, interkulturelle Situationen zu analysieren, diese in Teams zu bearbeiten und die eigenen Einstellungen und die anderer Teilnehmer zu reflektieren . Dabei werden auch Schlüsselqualifikationen wie Problemlösefähigkeit, Kreativität und Teamfähigkeit trainiert . Entscheidend sind in jedem Fall bei der Bearbeitung nicht die (multiplen) Lösungen, sondern der Prozess der Auseinandersetzung mit dem Fall .
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Der Einsatz von interkulturellen Fallstudien dient allgemein der Sensibilisierung für kulturelle Differenzen und der Reflexion der Implikationen eigener Gefühle, Verhaltensweisen und Wahrnehmungsmuster. Die Bearbeitung des Falles in der Gruppe sowie die Abschließende Reflexion sollten einen Perspektivenwechsel ermöglichen und, darüber hinaus, die interkulturelle Handlungskompetenz der TeilnehmerInnen anregen. Weiterhin fördert die Auseinandersetzung mit einer Fallstudie sowohl die eigene als auch die Gruppenentscheidungsfähigkeit in unsicheren Situationen. Dabei werden analytische und diagnostische Fähigkeiten erworben<ref>Vgl. Bannenberg, A.K. (2010): 240</ref>, d.h. die Fähigkeit, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in interkulturellen Handlungskontexten möglichst schnell zu identifizieren. Außerdem schafft die Fallstudie eine Brücke zwischen der Theorie und der Praxis, die herausfordernd und motivierend für die TeilnehmerInnen sein kann.
  
Hinsichtlich des Lernziels können die Fallstudien einerseits kulturspezifisch sein, d.h. sie können den Fokus auf eine bestimmte Kultur legen, oder sie sind kulturübergreifend, können also zur allgemeinen Sensibilisierung und „Awareness“ bzw. Bewusstsein dienen . Je nach Art des Falls ergeben sich so auch unterschiedliche Vor- und Nachteile (siehe unten).  
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== Zielgruppe ==
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Die Erarbeitung einer Fallstudie erfordert im hohen Maße Reflexionsfähigkeit und basiert auf der Annahme eines gewissen Vorwissens. Aufgrund der Punktualität des Falles fehlt außerdem Dynamik bei der Übung. Diese Merkmale lassen vermuten, dass die Fallstudien als Übungstyp eher für eine ältere Zielgruppe geeignet sind. Empirische Befunde<ref>Kaiser, F.J./Brettscheider V. (1999): 155.</ref> zeigen dazu, dass Schülergruppen, die eine Fallstudie bearbeiten, oft auf einer schmaleren inhaltlichen Basis diskutieren und leicht von der Aufgabestellung abweichen. Hier wird eine stärkere Anleitung benötigt. Sowieso sollte der Fall an die Zielgruppe angepasst und möglichst interkulturell offen dargeboten werden.  
  
Da die Arbeit mit Fallstudien recht komplex ist und viel Reflektion und selbständiges Arbeiten erfordert, eignet sich die Methodik eher für eine ältere Zielgruppe ab dem Studierendenalter. Im besten Fall kennen die Trainees Fallstudien aus anderen Schulungen oder Trainings. Außerdem arbeiten idealerweise heterogene Teams an der Fallstudie, sodass durch bi- bzw. multikulturelle Gruppen während der Bearbeitung sogar Interkulturalität generiert werden kann . Dies macht den Verlauf möglicherweise komplizierter, bereichert aber auch die Erfahrungsvielfalt und Kreativität .
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== Herausforderungen ==
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Die Anwendung von Fallstudien basiert auf dem [https://de.wikipedia.org/wiki/Konstruktivismus_(Lernpsychologie) lernpsychologischen Ansatz des Konstruktivismus] und zielt auf eine interaktive Zusammenarbeit der TeilnehmerInnen. Dies bedeutet, dass die Trainees selbst aktiv werden sollen, um gemeinsam etwas zu gestalten bzw. einen Entscheidungsprozess zu aktivieren. Die Bearbeitung des Falles in einer kleinen Gruppe vermindert das Auftauchen von typischen Problemen des individuellen Entscheidungsverhaltens (z.B. selektive Wahrnehmung, unvollständige Informationsverarbeitung). Andererseits stellt die Phase der Disputation eine Garantie gegen Prozessverluste im Rahmen kollektiven Entscheidungsverhaltens dar: indem die Entscheidungen erneut evaluiert und reflektiert werden, dient die Diskussion im Plenum dazu, Phänomene wie [[Verlinkung auf: https://de.wikipedia.org/wiki/Gruppendenken|Groupthinking]] oder Polarisierungstendenzen innerhalb der kleinen Gruppe zu minimieren.  
  
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Aus dieser Sicht sollten idealerweise heterogene Gruppen an der Fallstudie arbeiten, sodass bereits während der Bearbeitung Interkulturalität generiert wird. Dies macht den Verlauf möglicherweise komplizierter, bereichert jedoch die Erfahrungsvielfalt und Kreativität.<ref>Vgl. Eubel-Kasper, K. (2009): 54.</ref>
  
== Einordnung und Abgrenzung ==
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Zu den Nachteile der Fallstudien, gehören die starke Vereinfachung der Realität und die korrelierte Gefahr, dass Stereotypen entstehen. Die abschließende Reflexion ist deswegen außerordentlich wichtig: dabei werden mögliche Stereotypen vermieden und der Transfer auf die Realität kritisch diskutiert.  
In der Methodenlandkarte  wird interkulturelle Fallstudienarbeit als interkulturell und „learning by interacting“ eingeordnet. An sich wird die Methode zwar als informatorisch angesehen , doch bedingt die Aufgabe, sich in Kontakt mit anderen Personen mit dem präsentierten Fall auseinander zu setzen . Wie bereits angedeutet, können Fallstudien entweder in einem kulturspezifischen oder in einem kulturübergreifenden Kontext genutzt werden; dies hängt von der spezifischen Zielstellung und -gruppe ab.
 
 
 
Abzugrenzen sind interkulturelle Fallstudien in ihrer Herangehensweise von zwei verwandten Methoden. Sie unterscheiden sich von Culture Assimilators  darin, dass sie keine vorgegebene Lösung liefern, und von Critical Incidents  insofern, als dass sie nicht nur kritische Situationen zwischen Kulturen fokussieren . Festzuhalten ist, dass der Begriff zuweilen auch anders verwendet wird und so interkulturelle Fallstudien teilweise auf solche mit kritischen Interaktionen beschränkt werden .
 
 
 
ABBILDUNG FOLGT
 
 
 
<small>Quelle: Bolten, Jürgen. Jena: Friedrich-Schiller-Universität, 2014.</small>
 
 
 
 
 
== Vor- und Nachteile des Einsatzes von interkulturellen Fallstudien ==
 
Die Vor- und Nachteile der beschriebenen Methode hängen in hohem Maße davon ab, wie sie umgesetzt wird. Mit Multimedia-Einsatz und einer gemischten Zielgruppe und/oder einem Trainerpaar mit unterschiedlichen Hintergründen können die Fallstudien zum Beispiel authentischer werden und das Gelernte eher in den Alltag transferiert werden . Wichtig ist generell, dass die Fallstudie und das Lernziel an die Zielgruppe angepasst sind sowie interkulturell offen und ganzheitlich dargeboten werden .
 
 
 
Im Vergleich zu Critical Incidents haben Fallstudien den Vorteil, dass sie komplexer und neutraler sind, da es nicht um eine richtige oder falsche Lösung geht . Allgemeine Vorteile sind, dass mithilfe von Fallstudien die Theorie auf die Praxis angewandt werden kann und, wie bereits erwähnt, übergreifende Kompetenzen trainiert werden  (s.o.). Basierend auf dem lernpsychologischen Ansatz des Konstruktivismus  wird bei der Arbeit mit Fallstudien davon ausgegangen, dass die Trainees selbst aktiv werden und das Lernerlebnis so authentischer wird, was sich wiederum positiv auf ihre Motivation auswirkt .
 
 
 
Nachteilig können die möglicherweise fehlende Dynamik und Abgeschlossenheit einer Fallstudie sein, die dadurch an Authentizität verliert . Da Fallstudien zwingend die Realität vereinfachen, gilt es, stets zu beachten, dass Stereotypisierungen vermieden werden .
 
 
 
Wie bereits erwähnt, hängen die Chancen und Risiken interkultureller Fallstudien ebenfalls davon ab, ob sie kulturspezifisch oder kulturübergreifend sind. Sind sie kulturspezifisch, werden sie für die Teilnehmer relativ konkret und erleichtern den Transfer in eine reale Situation . Die Erklärung und Reflexion ist hier jedoch außerordentlich wichtig, da sonst das Risiko besteht, Stereotypen zu erschaffen oder zu festigen. Sind die Fallstudien dagegen kulturübergreifend, liegt der Fokus eher auf Selbsterfahrung und genereller Sensibilisierung. Diese Herangehensweise ermöglicht große Lerneffekte, wird zuweilen aber auch als recht abstrakt angesehen, da die Situationen weniger realitätsnah sind und den Zugang somit erschweren können . Diesem Effekt kann entgegen gewirkt werden, wenn Fallstudien in interkulturellen Teams bearbeitet werden. Der Einsatz von Fallstudien verliert hingegen z.B. an Effektivität, wenn die Fälle nicht an die Zielgruppe angepasst sind.
 
  
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== Übungen zum interkulturellen Lernen auf YouTube ==
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<youtube>lWTYerQK6hA</youtube>
  
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== Literatur ==
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* Bannenberg, A.K. (2010): Die Bedeutung interkultureller Kommunikation in der Wirtschaft: theoretische und empirische Erforschung von Bedarf und Praxis der interkulturellen Personalentwicklung anhand einiger deutschen Großunternehmen der Automobil und Zuliefererindustrie. Kassel: Kassel University Press.
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* Bolten, J. (2012): Interkulturelle Kompetenz. Erfurt: Landeszentrale für politische Bildung.
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* Eubel-Kasper, K. (2009): Fallstudien als Vehikel für interkulturelles Lernen: ein Praxisbeispiel. In Otten, M./Scheitza A./Cnyrim A.: Interkulturelle Kompetenz im Wandel 2: Ausbildung, Training und Beratung. Berlin: Lit Verlag. 33-62.
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* Kaiser, F.J./Brettscheider V. (1999): Fallstudie. In: Jürgen Wiechmann (Hrgb.): Zwölf Unterrichtsmethoden (4. Aufl.). Weinheim und Basel: Beltz Verlag.
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* Xue, D. (2003): Zur Entwicklung eines kulturadäquaten Konzeptes für interkulturelle Trainings Beispiel: interkulturelles Training für Chinesen zur Vorbereitung auf die Zusammenarbeit mit Deutschen. Regensburg: Universität Regensburg.
  
 
== Einzelnachweise ==
 
== Einzelnachweise ==
 
Bannenberg, Ann-Kristin. Die Bedeutung interkultureller Kommunikation in der
 
Wirtschaft: Theoretische und empirische Erforschung von Bedarf und Praxis der interkulturellen Personalentwicklung anhand einiger deutscher Großunternehmen der Automobil- und Zuliefererindustrie. Dissertation. Kassel: Kassel University Press, 2010.
 
 
Bolten, Jürgen. „[http://www2.uni-jena.de/philosophie/IWK-neu/typo3/fileadmin/team/juergen.bolten/interkulturelle_personalentwicklung_bolten.pdf Interkulturelle Personalentwicklungsmaßnahmen: Training, Coaching und Meditation]“. Hrsg. Günther K. Stahl, Wolfgang Mayrhofer und Torsten M. Kühlmann. Internationales Personalmanagement: Neue Aufgaben, neue Lösungen. München: Hampp, 2005. n pag. 25.09.2014.
 
 
Eubel-Kasper, Karla. „Fallstudien als Vehikel für interkulturelles Lernen: Ein
 
Praxisbeispiel“. Interkulturelle Kompetenz im Wandel 2: Ausbildung, Training und Beratung. Hrsg. Matthias Otten, Alexander Scheitza und Andrea Cnyrim. Berlin: Lit Verlag, 2009. 33-62.
 
 
Interculture TV. Youtube. „[https://www.youtube.com/watch?v=lWTYerQK6hA&list=UUvJTSwhZn_VhQXN4DPFlYMw Übungstypen zum interkulturellen Lernen]“, 29.08.2011. 12.09.2014.
 
 
Landis, Dan, Bennett, Janet M. und Milton J. Bennett (Hrsg). Handbook of Intercultural Training. Thousand Oaks: Sage, 2004.
 
 
O’Reilly, Claire. „Interkulturelles Training in Deutschland: Theoretische Grundlagen und Zukunftsperspektiven“. Hrsg. Claire O’Reilly und Maik Arnold. Interkulturelles Training in Deutschland: Theoretische Grundlagen, Zukunftsperspektiven und eine annotierte Literaturauswahl. Frankfurt am Main: IKO, 2005. 1-57.
 
 
Utler, Astrid und Alexander Thomas. „Critical Incidents und Kulturstandards“. Hrsg. Arne Weidemann, Jürgen Straub, Steffi Nothnagel. Wie lernt man interkulturelle Kompetenz: Theorien, Methoden und Praxis in der Hochschulausbildung. Bielefeld: Transcript, 2010. 317-329.
 
 
Xue, Dongyan. [http://epub.uni-regensburg.de/10184/1/Xue%20DissertationPDF.pdf Zur Entwicklung eines kulturadäquaten Konzeptes für interkulturelle Trainings]. Beispiel: interkulturelles Training für Chinesen zur Vorbereitung auf die Zusammenarbeit mit Deutschen. Dissertation. Regensburg: Universität Regensburg, 2003. 17.09.2014.
 
 
 
== Weblinks ==
 
 
http://www2.uni-jena.de/philosophie/IWK-neu/typo3/fileadmin/team/juergen.bolten/interkulturelle_personalentwicklung_bolten.pdf
 
 
[https://www.youtube.com/watch?v=lWTYerQK6hA&list=UUvJTSwhZn_VhQXN4DPFlYMw%20 Übungstypen zum interkulturellen Lernen], Interculture TV.
 
</big>
 

Aktuelle Version vom 1. Oktober 2015, 19:02 Uhr

Einordnung der interkulturellen Fallstudie in die Methodenlandkarte für Maßnahmen zur interkulturellen Personalentwicklung

Interkulturelle Fallstudien dienen zu einer interaktiven Auseinandersetzung der TeilnehmerInnen mit einem realen Fall aus der Praxis, der die Beschreibung und Erläuterung kultureller Unterschiede ermöglicht[1]. Sie können im Rahmen von interkulturellen Trainings eingesetzt werden, um die Reflexion über kulturelle Differenzen zu initiieren.

Konzept

„Das Wesen der Fallstudie beruht darauf, dass die Lernenden sich mit einem aus der Praxis gewonnenen Fall auseinandersetzen und in Gruppendiskussionen die Fähigkeit erwerben sollen, für diese Fallsituation nach alternativen Lösungsmöglichkeiten zu suchen, sich für eine Alternative zu entscheiden, diese Wahl zu begründen und mit getroffenen Entscheidung und deren Bedingungen in der Realität zu vergleichen“[2]. Größere Gruppen werden in der Regel in kleinere und aktive Arbeitsgruppen (von 4 bis 6 Personen) aufgeteilt. In jeder Arbeitsgruppe werden das Fallmaterial analysiert und Lösungsvorschläge, die später im Plenum reflektiert werden sollen, erarbeitet.

Bei der Auswahl bzw. der Konstruktion einer Fallstudie, sollte der/die TrainerIn auf die Authentizität und Aktualität des Falles achten[3], d.h. der geschilderte Fall sollte realitätsnah und aktuell sein. Dabei nutzt die Formulierung der Situation im Präsens, da die Erzählung in Vergangenheitsform geringere kritische Aufmerksamkeit auf die gegliederten Ereignisse zieht[4]. Der Fall wird entweder von dem/der TrainerIn vorgelesen oder die TeilnehmerInnen bekommen die Studie in schriftlicher Form zur eigenen Lektüre. Eine effektivere Vorstellung des Falles kann jedoch mithilfe von Videos oder Folien erfolgen.

Die Erarbeitung einer Fallstudie im Rahmen eines Trainings erfolgt anhand sechs Phasen: Konfrontation, Information, Exploration, Resolution, Disputation und Kollation.[5] Zuerst wird der Fall vorgestellt und die Trainees haben die Möglichkeit, um das Problem näher zu fokussieren, Verständnisfragen zu klären. In der zweiten Phase fassen die TeilnehmerInnen die relevanten Botschaften zusammen und erschließen selbständig weitere Informationen: in dieser Phase wird das eigene Vorwissen, als Basis für die Entscheidungsfindung, aufgerufen. Die Phase der Exploration ist durch eine Diskussion alternativer Lösungsmöglichkeiten innerhalb der Gruppe gekennzeichnet. Anschließend stellen die Gruppen den restlichen TeilnehmerInnen ihre Analysen vor: in der Abschlussbesprechung werden die Lösungsvorschläge gemeinsam verglichen und reflektiert und die TeilnehmerInnen müssen in der Lage sein, ihre Entscheidung durch eine Argumentation zu verteidigen. Zum Schluss können die erarbeiteten Lösungsvorschläge mit der in der Wirklichkeit getroffenen Entscheidung verglichen werden. Zu beachten gilt es jedoch, dass es bei Fallstudien keine vorgegebene oder „richtige“ Lösung gibt. Stattdessen steht der Argumentationsprozess im Vordergrund, der innerhalb jeder Gruppe stattfindet und eine kritische Auseinandersetzung mit einem realen Fall ermöglicht.[6] Um mehrere Optionen zuzulassen, sind häufig die zu Verfügung gestellten Informationen mit Absicht unvollständig.[7]

Lernziel

Der Einsatz von interkulturellen Fallstudien dient allgemein der Sensibilisierung für kulturelle Differenzen und der Reflexion der Implikationen eigener Gefühle, Verhaltensweisen und Wahrnehmungsmuster. Die Bearbeitung des Falles in der Gruppe sowie die Abschließende Reflexion sollten einen Perspektivenwechsel ermöglichen und, darüber hinaus, die interkulturelle Handlungskompetenz der TeilnehmerInnen anregen. Weiterhin fördert die Auseinandersetzung mit einer Fallstudie sowohl die eigene als auch die Gruppenentscheidungsfähigkeit in unsicheren Situationen. Dabei werden analytische und diagnostische Fähigkeiten erworben[8], d.h. die Fähigkeit, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in interkulturellen Handlungskontexten möglichst schnell zu identifizieren. Außerdem schafft die Fallstudie eine Brücke zwischen der Theorie und der Praxis, die herausfordernd und motivierend für die TeilnehmerInnen sein kann.

Zielgruppe

Die Erarbeitung einer Fallstudie erfordert im hohen Maße Reflexionsfähigkeit und basiert auf der Annahme eines gewissen Vorwissens. Aufgrund der Punktualität des Falles fehlt außerdem Dynamik bei der Übung. Diese Merkmale lassen vermuten, dass die Fallstudien als Übungstyp eher für eine ältere Zielgruppe geeignet sind. Empirische Befunde[9] zeigen dazu, dass Schülergruppen, die eine Fallstudie bearbeiten, oft auf einer schmaleren inhaltlichen Basis diskutieren und leicht von der Aufgabestellung abweichen. Hier wird eine stärkere Anleitung benötigt. Sowieso sollte der Fall an die Zielgruppe angepasst und möglichst interkulturell offen dargeboten werden.

Herausforderungen

Die Anwendung von Fallstudien basiert auf dem lernpsychologischen Ansatz des Konstruktivismus und zielt auf eine interaktive Zusammenarbeit der TeilnehmerInnen. Dies bedeutet, dass die Trainees selbst aktiv werden sollen, um gemeinsam etwas zu gestalten bzw. einen Entscheidungsprozess zu aktivieren. Die Bearbeitung des Falles in einer kleinen Gruppe vermindert das Auftauchen von typischen Problemen des individuellen Entscheidungsverhaltens (z.B. selektive Wahrnehmung, unvollständige Informationsverarbeitung). Andererseits stellt die Phase der Disputation eine Garantie gegen Prozessverluste im Rahmen kollektiven Entscheidungsverhaltens dar: indem die Entscheidungen erneut evaluiert und reflektiert werden, dient die Diskussion im Plenum dazu, Phänomene wie Groupthinking oder Polarisierungstendenzen innerhalb der kleinen Gruppe zu minimieren.

Aus dieser Sicht sollten idealerweise heterogene Gruppen an der Fallstudie arbeiten, sodass bereits während der Bearbeitung Interkulturalität generiert wird. Dies macht den Verlauf möglicherweise komplizierter, bereichert jedoch die Erfahrungsvielfalt und Kreativität.[10]

Zu den Nachteile der Fallstudien, gehören die starke Vereinfachung der Realität und die korrelierte Gefahr, dass Stereotypen entstehen. Die abschließende Reflexion ist deswegen außerordentlich wichtig: dabei werden mögliche Stereotypen vermieden und der Transfer auf die Realität kritisch diskutiert.

Übungen zum interkulturellen Lernen auf YouTube

Literatur

  • Bannenberg, A.K. (2010): Die Bedeutung interkultureller Kommunikation in der Wirtschaft: theoretische und empirische Erforschung von Bedarf und Praxis der interkulturellen Personalentwicklung anhand einiger deutschen Großunternehmen der Automobil und Zuliefererindustrie. Kassel: Kassel University Press.
  • Bolten, J. (2012): Interkulturelle Kompetenz. Erfurt: Landeszentrale für politische Bildung.
  • Eubel-Kasper, K. (2009): Fallstudien als Vehikel für interkulturelles Lernen: ein Praxisbeispiel. In Otten, M./Scheitza A./Cnyrim A.: Interkulturelle Kompetenz im Wandel 2: Ausbildung, Training und Beratung. Berlin: Lit Verlag. 33-62.
  • Kaiser, F.J./Brettscheider V. (1999): Fallstudie. In: Jürgen Wiechmann (Hrgb.): Zwölf Unterrichtsmethoden (4. Aufl.). Weinheim und Basel: Beltz Verlag.
  • Xue, D. (2003): Zur Entwicklung eines kulturadäquaten Konzeptes für interkulturelle Trainings Beispiel: interkulturelles Training für Chinesen zur Vorbereitung auf die Zusammenarbeit mit Deutschen. Regensburg: Universität Regensburg.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Eubel-Kasper, K. (2009).
  2. Kaiser, F.J./Brettscheider V. (1999): 144
  3. Xue, D. (2003).
  4. Xue, D. (2003).
  5. Kaiser, F.J./Brettscheider V. (1999): 149.
  6. Vgl. Bannenberg, A.K. (2010): 240
  7. Vgl. Bannenberg, A.K. (2010): 240
  8. Vgl. Bannenberg, A.K. (2010): 240
  9. Kaiser, F.J./Brettscheider V. (1999): 155.
  10. Vgl. Eubel-Kasper, K. (2009): 54.